ISaR Projekt

Inclusive Services and Rehabilitation

Virtuelles Kompetenzzentrum zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit einer Sehbeeinträchtigung

Mitmachen

Kooperationen
Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW
Lea Tests
Pro Vision
Provikit-App
Förderer
Technische Universität Dortmund
Heidehof-Stiftung

Sportart Judo

Judo stammt aus Japan und bedeutet übersetzt der „sanfte Weg“. Prinzip dieser Kampfsportart ist die „maximale Wirkung bei einem Minimum an Aufwand“. Besonders der Köperkontakt wird zur Orientierung genutzt. Angriffe können meist schneller erfühlt als über den Sehsinn wahrgenommen werden. Daher ist Judo auch besonders als inklusive Sportart geeignet. Voraussetzung für den Judosport sind einfache Bodenturn-Elemente wie z.B. Vorwärts- und Rückwärtsrollen. Diese Elemente werden mit den Anfängern*innen trainiert. Haben die Sportler*innen sich diese Techniken angeeignet wird mit einem Partner auf eine 8x8 Meter großen Matte geübt. Die Judoka lernen verschiedene Wurftechniken mit Hilfe derer sie ihren Gegner zu Boden bringen. Außerdem wird den Judoka vermittelt, wie sie ihren Gegner so festhalten, dass dieser wehrlos ist. Gleichzeitig werden den Kampfsportlern Techniken nahe gebracht, um sich aus den Griffen des Gegners zu befreien. Dies wird zunächst in der Bodenlage, dann im Kniestand und zuletzt im Stand trainiert. Die Judoka können verschiedene Gürtel von weiß (Anfänger) bis schwarz (Profi) erwerben. Um den nächst „höheren“ Gürtel zu erlangen, muss der Kämpfer eine praktische Prüfung ablegen. Beim Judo handelt es sich um eine Sportart bei der in verschiedenen Gewichtsklassen gekämpft wird. Die Wettkampfzeit ist dabei nach Altersklassen festgelegt. Judo ist eine Sportart, die sowohl den Körper, als auch den Geist trainiert. Selbstdisziplin und Achtung vor sich und andern werden gelernt.

1. Erfahrungsbericht zur Sportart Judo

Erfahrungsbericht zur Sportart Judo

Ich bin 21 Jahre alt und komme aus Soest. Ich war aber nicht im Gemeinsamen Unterricht, sondern habe an der Förderschule meine Mittlere Reife gemacht. Ich bin geburtsblind.

Mein Vater kannte einen Judotrainer. Ich wollte mich irgendwann gerne sportlich betätigen und habe dann bei diesem Trainer eine Probetraining absolviert. Der erste Trainingstag ist erst einmal etwas komisch. Man weiß, dass man der einzige Blinde ist und weiß nicht, wie die anderen das aufnehmen. Man muss ganz offen daran gehen und kann nicht erwarten, dass man alles in den Schoß gelegt bekommt. Aber es gibt ja die Möglichkeit, auf Leute zuzugehen und sie anzusprechen.

Am Anfang des Trainings sind wir meist Runden gelaufen. Mich hat immer jemand mitgenommen und ich habe mich am jeweiligen Arm festgehalten. Später kamen dann immer Leute auf mich zu, die mit mir laufen wollten.

Beim Laufen habe ich nach und nach die Dimension der Halle erfahren. Ich habe natürlich auch die Matten mit aufgebaut. Es war gut, dass ich nicht mit Samthandschuhen angefasst worden bin.

Der Trainer hatte für die Sehenden Zeichnungen von den Griffen beim Judo. Er hat das aber jeweils am Mann selbst gezeigt, also an den Trainierenden. Dabei hat er mich selbst auch geworfen. Dadurch merkte ich, wie und wo genau er mich festhält und was mit meinem Körper passiert. Einmal stand er vor mir, hat mich plötzlich über die Schulter geworfen, ohne dass ich das vorher wusste. Der Wurf nannte sich „das große Rad“. Der Trainer war schon ein harter Typ. Manchmal sagte er auch: „Komm ich zeig dir das mal!“ Er hat mich dann gegriffen und auf die Matte geworfen. Diese Übungen mit und ohne Ankündigungen haben mich ziemlich abgehärtet.

Der Trainer hat auch die anderen zur Demonstration der Übung geworfen. Das konnte ich schlecht ertasten. Aber dann wurden wir immer in Paare aufgeteilt und mir wurde die Übung dann extra noch einmal erklärt. Der große Vorteil beim Judo ist, dass alles mit Körperkontakt zu tun hat. Es gibt keine Schläge, es ist „der ruhige Weg“. Beim Kämpfen begibt man sich in eine Grundstellung und fasst sich gegenseitig am Anzug fest.

Später gab es allerdings Kämpfe, wo man nicht mehr am Mann stand. Man hatte keine Möglichkeit abzuschätzen, wie sich der Gegner bewegt. In einem solchen Fall muss man sich vorher überlegen, was man mit dem Gegner machen will. Man muss schnell sein.

Meiner Meinung nach sollte man grundsätzlich offen für alles sein und sich nicht aufgrund seiner Behinderung in die Ecke stellen lassen. Wenn alle sich ein wenig Mühe geben, geht das auch.

 

(Nils für das ISaR-Projekt 2014)