ISaR Projekt

Inclusive Services and Rehabilitation

Virtuelles Kompetenzzentrum zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit einer Sehbeeinträchtigung

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Technische Universität Dortmund
Heidehof-Stiftung

Adaptionen und Hilfsmittel bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung

Hier finden Sie Informationen über verschiedene Hilfsmittel und Adaptionen bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung.

1. Anmerkungen zum Hilfsmittelgebrauch

Hilfsmittel können nur in dem Umfang unterstützend wirken, wie Sie von einer sehbeeinträchtigten Person bedient und beherrscht werden. Vor oder während der Versorgung mit Hilfsmitteln ist es also notwendig, den Hilfsmittelgebrauch umfassend zu schulen. Der Aufwand der Schulung kann dabei sehr unterschiedlich sein: Besitzt ein Kind beispielsweise eine Braillezeile, muss es zum erfolgreichen Gebrauch des Hilfsmittels zunächst die Punktschrift sicher beherrschen. Weitere Voraussetzungen sind: der sichere Umgang mit dem Computer, Orientierung auf der Tastatur/sicheres Bedienen der Tastatur und feinmotorisches Training. Bis Schüler*innen situationsangemessen und selbstständig Hilfsmittel einsetzen können, müssen sie sehr individuell und über Jahre hinweg zusätzlich systematisch im Umgang damit unterwiesen werden. Auch der Umgang mit einer Lupe sollte geübt und zunächst begleitet werden. Hier sind der Aufwand der Schulung und die Kompetenzen, die bei Schüler*innen erzielt werden sollten, überschaubarer.

2. Welche Adaptionen und Hilfsmittel gibt es bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung?

Es gibt eine Vielzahl optischer / nicht-optischer und elektronischer Hilfen und Hilfsmittel, die Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung den Zugang zu Informationen bzw. das Verrichten verschiedener Tätigkeiten ermöglichen bzw. erleichtern. Auf den folgenden Seiten haben wir eine kleine Auswahl von Hilfsmitteln bei Sehbeeinträchtigung bzw. bei Blindheit zusammengestellt, die Ihnen einen ersten Einblick ermöglichen.
Anschließend werden die beiden Informationspools "Incobs" und "Satis" vorgestellt, die anbieterneutral über Computerhilfsmittel informieren.

Bezüglich der Beantragung und Finanzierung der Hilfsmittel für den privaten und schulischen Bereich haben wir hier weiterführende Informationen zusammengestellt.

In unserer Materialdatenbank finden Sie rund 1.800 Materialien und Hilfsmittel für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung, die gerade im schulischen Bereich hilfreich sein können.

2.1. Hilfsmittel bei einer Sehbeeinträchtigung

Bei Sehbeeinträchtigung sind visuell gut strukturierte und je nach Beeinträchtigung vergrößerte Texte sowie Grafiken bzw. vergrößernde Sehhilfen von Bedeutung. Auch bei Sehbeeinträchtigung können taktile und akustische Hilfsmittel sehr hilfreich sein.

Die folgenden Links bieten eine erste Übersicht von Materialien und Hilfsmitteln, die für die Beschulung von Schüler*innen mit Sehbeeinträchtigung hilfreich sind.

2.1.1. Bildschirmlesegeräte

Bildschirmlesegeräte (Bildschirmlesesysteme / Kameralesesysteme) gehören zu den elektronischen Hilfsmitteln. Es handelt sich um Geräte, welche hochgradig sehbeeinträchtigten Menschen den Zugang zu Texten und Abbildungen ermöglichen können. Die zu lesenden Materialien werden unter eine Kamera auf einen beweglichen Tisch gelegt, der per Hand horizontal oder vertikal bewegt werden kann. Die Kamera nimmt den zu lesenden Ausschnitt auf und bringt ihn vergrößert auf einen Monitor. Mit der Kamera können aber zum Beispiel Tafelanschriften in der Ferne auf den Monitor "geholt" und dort vergrößert werden. Bei Ausführungen mit zwei Kameras kann zwischen zwei Bildern hin- und hergeschaltet werden. Bei Ausführungen mit einer Kamera, die sich auf einem schwenkbaren Stativ befindet, sollte darauf geachtet werden, dass diese sich ruckelfrei bewegen lässt und das jeweils neue Bild sich schnell scharf stellen lässt. Einige Lesegeräte bieten auch die Funktion, Positionen zu speichern, sodass schnell zwischen wichtigen Bereichen im Klassenraum (z. B. Lernposter und Tafel) gewechselt werden kann. Es besteht die Möglichkeit, mit verschiedenen Funktionen die Farbwahl und Kontrasteinstellung des Ausgabebildes den Sehbedürfnissen des Schülers / der Schülerin anzupassen. Bei genügend Abstand kann unter dem Lesegerät auch geschrieben oder anderweitig gearbeitet werden.

Erhältlich sind grundsätzlich Standgeräte mit Monitor, Geräte mit beweglichem Kreuztisch, Geräte mit Fernkamera (Tafelbildkamera), mit Computeranschluss sowie transportable Geräte. Monitore (i. d. R. Flachbildschirme) haben meist in einer matten Version den Vorteil, dass es wenig Spiegelungen und Reflexionen gibt.

In der Regel wird ein Bildschirmlesegerät auf einem Tisch aufgebaut, damit der Monitor sich für den Anwender in Augenhöhe befindet und der Kreuztisch gut erreichbar und bewegbar bleibt. Möglich sind Vergrößerungen zwischen zweifach und sechzigfach. Bei der Auswahl eines Gerätes sollte auf die notwendige Vergrößerung, aber auch darauf geachtet werden, dass noch so viele Buchstaben beim Lesen erkannt werden können, dass der Anwender des Gerätes eine möglichst hohe Lesegeschwindigkeit erreicht kann.

Ein Gerät mit Kreuztisch kann den Vorteil haben, dass Bücher, Arbeitshefte oder Arbeitsblätter bis zur oberen Kante geschoben werden und dann trotz des Verschiebens immer gerade liegen. Der Kreuztisch kann so eingestellt werden, dass man ihn zum Beispiel nur nach rechts und links oder nach rechts und links, oben und unten verschieben kann. Bei einer Bildbetrachtung eines kleinen Aussschnittes ist es auch möglich, den Kreuztisch zu verankern, so dass er sich nicht mehr bewegt. Das macht nur dann Sinn, wenn die Vergrößerung nicht so hoch ist, dass Bildausschnitte sukzessive betrachtet werden müssen. Wird kein Kreuztisch benutzt, hat man mehr Platz auf der Arbeitsfläche, jedoch können Bücher oder Arbeitsmaterialien am Standfuß des Gerätes hängen bleiben, wenn sie beim Lesen verschoben werden.

Portable Geräte sind gerade für Schüler*innen sowie Student*innen sinnvoll, die ständig den Arbeitsplatz oder den Arbeitsraum wechseln oder die in immer wechselnden Arbeitspartnerzusammensetzungen arbeiten.

Ein Bildschirmlesegerät sollte stets genau auf die individuellen Bedürfnisse bzw. Sehbedungungen des Nutzers / der Nutzerin abgestimmt werden und sollte in aller Ruhe vor der Beantragung ausprobiert werden können.

2.1.2. Tafelkamera

Wenn Schüler:innen mit Sehbeeinträchtigung integrativ bzw. inklusiv beschult werden, stellt sich das Problem, dass Zeichnungen an der Tafel erkannt und Texte von der Tafel gelesen werden müssen. Durch eine Tafelkamera können solche Informationen auf dem Monitor des Bildschirmlesegerätes oder eines Laptops in verschiedenen Vergrößerungsstufen wiedergegeben werden. Es besteht zudem die Möglichkeit, das Ausgabebild über Farb- und Kontrasteinstellungen den Sehbedürfnissen des Schülers / der Schülerin anzupassen. Manche Geräte verfügen über eine zweite Kamera, die das Lesen und Betrachten von Texten, Bildern oder Zeichnungen am Bildschirmlesegerät ermöglichen. Es besteht die Möglichkeit, den Monitor zu teilen. Wenn eine zweite Kamera angeschlossen ist, kann der Schüler/ die Schülerin zwischen den Bildern im Nahbereich und den Bildern im Fernbereich (zum Beispiel der Tafel) hin und her schalten oder die Kamera drehen. 

2.1.3. Vergrößerungssoftware für den PC

Eine Vergrößerungssoftware ermöglicht es sehbeeinträchtigten Menschen, den Inhalt des Computerbildschirms (unter anderem auch den Cursor, Icons und Bilder) zu vergrößern. Ebenso gibt es Software zur Bildschirmvergrößerung für Handys und Smartphones. Nach der Vergrößerung ist nur noch ein kleiner Ausschnitt des Bildes zu sehen. Zur Navigation werden durch die unterschiedlichen Programme verschiedene Lösungen bereit gestellt. Die Navigation ist mit der Tastatur und der Maus möglich. Allerdings ist in vielen Fällen die Steuerung über die Tastatur schneller und sicherer. Die Software bietet aber auch noch andere Funktionen, wie zum Beispiel eine Kontrastverstärkung und individuell vorgegebener Farbeinstellungen. Zum Lesen längerer Texte kann es hilfreich sein, eine Möglichkeit zu haben, sich diese auch per Sprachausgabe vorlesen lassen zu können. Vergrößerungssoftware gibt es als transportable Version auf USB-Sticks. Generell kann man die Vergrößerungen von Texten, Grafiken und Bildern individuell einstellen. Einige Produkte verfügen über weitere Funktionen, die im Einzelfall nützlich sein können, wie eine Sprachausgabe, die Kompatibilität mit einer Braillezeile oder die Unterstützung verschiedener Anwendungsprogramme.


Beim Ausprobieren einer Vergrößerungssoftware sollte man darauf achten, die kleinstmögliche Vergrößerung zu wählen. So kann man es eventuell vermeiden, die Informationen der vergrößerten Bilder, Texte oder Grafiken aus zu vielen vergrößerten Bruchstücken zu einem Gesamtbild zusammensetzen zu müssen. Auch ist bei der kleinstmöglichen Vergrößerung vielleicht noch flüssiges Lesen möglich.

2.1.4. Handkameras

In Form einer PC-Maus wird die Handkamera direkt an einen Laptop oder PC angeschlossen und eignet sich daher besonders für den mobilen Einsatz. Auf der Unterseite der Kamera befinden sich meist Gleitrollen, die die Kamerabewegung erleichtern.
Durch die Bildwiedergabe auf dem PC-Monitor kann eine vergleichsweise größere Vergrößerung gewählt werden als bei anderen elektronischen Handlupen.

2.1.5. Licht und Beleuchtung

"Gutes" Licht kann unter Umständen die Leseleistung verbessern. Die Kontraste von Texten werden verbessert und es wird eine bessere Erkennungsschärfe erreicht. Wichtig ist ein gutes Zusammenspiel von Schriftgröße, Schärfe (kontrastreich, schwarze Schrift auf weißem oder gelbem Untergrund) und Licht. Beleuchtung sollte dabei raumabhängig betrachtet werden. 

Die Beleuchtungsstärke in (Schul-)Räumen kann gemessen werden. Wichtig ist, dort zu messen, wo das Licht gebraucht wird (an der Tafel, auf dem Schülertisch, auf dem Spielteppich...). Es gibt verschiedene im Handel erhältliche Lux-Meter, mit denen man die Beleuchtungsstärke messen kann. Für Mobiltelefone oder Tablets gibt es Luxmeter-Apps, dabei sollte man auf die Einstellung der Kamera achten. Die DIN 12464 für die Errichtung öffentlicher Gebäude sieht etwa vor: 100 lx auf dem Fußboden, 200 lx in der Küche, 300 bis 500 lx im Klassenzimmer. Laut DIN Norm muss aber der Beleuchtungswert erhöht werden, wenn folgende Faktoren vorliegen:

  •  das Sehvermögen liegt unter dem Durchschnitt,
  • Sehaufgaben weisen kleine Details oder niedrige Kontraste auf oder
  • die Sehaufgabe ist kritisch für den Arbeitsablauf.

Da für sehbeeinträchtigte Menschen alle Kriterien gelten können, sollte eine sehbeeinträchtigtengerechte Beleuchtung etwa bei 1500 lx liegen.

Wenn die Beleuchtung am Einzelarbeitsplatz und an der Decke des Raumes sehr unterschiedlich sind (Leuchtdichtenunterschiede), kann es für die Augen sehr schwierig werden, sich vom z.B. beleuchteten Arbeitsplatz auf die nicht beleuchtete Tafel umzustellen. Daher sollten immer sowohl die Decken- bzw. auch die Tafelbeleuchtung als auch die Einzelplatzbeleuchtung eingeschaltet sein. Dabei ist auf indirektes Licht von der Decke zu achten, da die Beleuchtung blendfrei sein sollte.

Beleuchtung sollte immer auch im Zusammenhang mit den individuell verwendeten Hilfsmitteln ausgewählt werden. Wenn ein Schüler oder eine Schülerin beispielsweise mit einer Lupenbrille an einem in der Höhe und Neigung verstellbaren Tisch arbeitet, kann eine Tischleuchte sinnvoll sein, die genau den schmalen Spalt zwischen Lupenbrille und Tisch / Lesegut ausleuchtet. An manchen Schulformen sollte man auch überlegen, ob eine transportable Tischleuchte sinnvoll ist, wenn häufig die Räume und Arbeitstische gewechselt werden.

Anforderungen an eine Leuchte:

  • flimmerfrei
  • hohe Farbwiedergabequalität
  • dimmbar, schaltbar
  • blendfrei
  • sollte vor Hitze schützen

Begutachtung von Räumen:

Welche Arbeitsplatzsituationen gibt es für die Schüler*innen? Liegen Schüler*innen auf dem Boden oder im Pflegebett und werden mit der Blickrichtung zur Decke geblendet?



Um einen Grundeindruck zu erlangen, worauf bei der Installation einer sehbeeinträchtigtengerechte Beleuchtung geachtet werden sollte, bietet folgender Link eine Übersicht.

Grundlagen künstlicher Beleuchtung

Für Beratungssituationen kann man Lichtplanungssoftware nutzen, hier ein Beispiel:

Lichtplanungssoftware, Freeware

2.1.6. Lupen

Lupen sind vergrößernde Sehhilfen. Es gibt zahlreiche verschiedene Lupenformen - zu unterscheiden sind auch elektronische von nicht elektronischen Lupen.
Bei elektronischen Lupen (E-Lupen) sind kompakte mobile Geräte, die dazu dienen, kleinere Texte oder Objekte und Ausschnitte davon zu vergrößern. Nach entsprechender Übung können mit E-Lupen Bus- und Bahnfahrpläne, Speisekarten, Preisschilder oder Ausschnitte aus Formularen gelesen werden. Der Vorteil gegenüber nicht elektronischen Lupen besteht darin, dass man auch einen im Armlänge entfernten Bildausschnitt kurzfristig auf dem Gerät abspeichern und dann in Augennähe ansehen und auch vergrößern kann. Dabei können je nach Gerät auch unterschiedliche Farbkontraste eingestellt werden. Der Anwender muss jedoch über das Wissen verfügen, wo sich der Ausschnitt / Informationsteil befindet, den er vergrößern möchte (zum Beispiel wo auf der Fahrplanauskunft die gewünschte Abfahrt- oder Ankunftszeit eines Zuges zu finden ist).

2.1.7. Monokular und Doppler

Monokulare sind zum Sehen in der Ferne geeignet. Monokulare werden nur mit einem Auge verwendet. Je höher der Vergrößerungsfaktor, desto kleiner ist das Blickfeld des Monokulars. Viele Schüler*innen mit einer Sehbeeinträchtigung nutzen ein Monokular zur Tafelarbeit. Allerdings ist die Verwendung eines Monokulars anstrengend und kann schnell zu Ermüdungen führen. Falls Menschen unter motorischen Schwierigkeiten (zum Beispiel Tremor) leiden, ist die Anwendung des Monokulars in der Regel nicht geeignet. Wenn das Monokular in der Schule anstelle einer Tafelkamera genutzt wird, kann man zur Vermeidung von Verwacklungen ein höhenverstellbares Tischstativ verwenden. In der Regel werden Monokulare zur kurzfristigen Betrachtung von Sehobjekten in der Ferne (und in der Nähe) genutzt. Das "Scharfstellen bzw. Einstellen" eines Objektes mit Hilfe der Gewindedrehung muss geübt werden. Monokulare sind grundsätzlich mit verschiedenen Vergrößerungen erhältlich.

Mit Hilfe eines "Dopplers" kann bei einem Monokular eine Verdopplung der Vergrößerung erzielt werden. Zu diesem Zweck wird es als Vorsatzlinse vor das Monokular gesetzt. Der Doppler kann auch zur Erweiterung des Sehfeldes (bei stark verkleinertem Gesichtsfeld) und zur Verkleinerung von Sehobjekten genutzt werden.

2.1.8. Hyperokular - optisches Hilfsmittel

Hyperokulare sind Brillen mit sogenannter Überaddition (Plusgläsern). Diese ermöglichen sehr hohe Vergrößerungen (bis zu 12fache Vergrößerung) sind aber im Gegensatz zu Bildschirmlesegeräten leicht zu transportieren und (fast) überall einsetzbar. Es handelt sich um asphärische Linsen (Plus-Linsen) aus Kunststoff (Acrylglas). Sie haben auch bei hoher Vergrößerung ein für die Linsengröße ungewöhnlich großes Sehfeld.

Vorteile eines Hyperokulars sind:

  • ausgezeichnete Abbildungsqualität durch bi-asphärische Linsenflächen
  • hohe Vergrößerungen lassen sich realisieren
  • minimales Gewicht trotz hoher Vergrößerung
  • hohe Akzeptanz durch Menschen mit Sehbeeinträchtigung, weil ein eingearbeitetes Hyperokular wie eine normale Brille aussieht
  • keine Zentrierprobleme, da es monokular in die Brille eingearbeitet wird.
2.1.9. Kantenfilter

Kantenfilter sind spezielle Filtergläser, die die blendempfindlichen, kurzwelligen Blauanteile des Lichtspektrums absorbieren. Dadurch verhindern sie die Blendung und erhöhen gleichzeitig den Kontrast. Allerdings können mit Kantenfiltern keine Farben mehr unterschieden werden. Es gibt unterschiedliche Filter, die jeweils eine andere "Filterkante" haben. Die geeigneten Filtergläser müssen mit den Betroffenen möglichst bei Sonnenlicht für die Verwendung draußen und bei normaler Beleuchtung am Arbeitsplatz ausprobiert werden.

2.2. Hilfsmittel bei Blindheit

Bei Blindheit sind taktile und akustische Materialien und Hilfsmittel von Bedeutung. Als Schriftsystem steht die Brailleschrift (Punktschrift) zur Verfügung. Nähere Informationen finden Sie auf der Website www.braille.ch.

Unter diesem Link haben wir eine Liste mit Materialien und Hilfsmitteln im pdf-Format zusammengestellt, die aus unserer Sicht als Erstausstattung für die Beschulung eines blinden Kindes in der Grundschule hilfreich sind.

Unter diesem Link haben wir unterschiedliche Materialien für den integrativen Unterricht eines blinden Kindes zusammengestellt: Materialkiste im pdf-Format.

Weiter unten finden sie eine Übersicht über eine Auswahl von Hilfsmittel bei Blindheit.

Angehängte Datei(en)

2.2.1. Punktschriftmaschinen

Es gibt mechanische, elektrische und elektronische Braille-Schreibmaschinen ("Punktschriftmaschinen). Die elektronischen Maschinen (z.B. Elotype, Mountbatten Brailler) können mit einem Computer verbunden werden und ermöglichen eine Vielzahl von Funktionen. Zum Beispiel können sie auch als Punktschriftdrucker (geringe Druckgeschwindigkeit) dienen.

Mit den meisten mechanischen Punktschriftmaschinen kann man 6-Punkt-Braille schreiben (z.B. Perkins-Brailler, Tatrapoint).

Die elektronischen Maschinen und eine mechanische Maschine von Erika Picht ermöglicht die Produktion von 8-Punkt-Braille (Computerbraille).

Der "Smart Brailler" der Firma Perkins funktioniert ähnlich die die "Perkins"-Schreibmaschine, hat aber zusätzliche Funktionen. Ein Display oberhalb der Tastatur zeigt die sgeschriebenen Buchstaben in visualisierter Form und zusätzlich die "Übersetzung" in Schwarzschrift. Diese ebenfalls elektronische Braille-Schreibmaschine kann dem Nutzer ein akustisches Feedback geben.

2.2.2. Brailledec oder Elvis-d in Verbindung mit der Elotype

Gerät zur unmittelbaren Umsetzung von Braille- in Schwarzschrift in einem Display. Es gibt verschiedene Geräte für die jeweiligen Punktschriftmaschinen (Perkins und Elotype).

2.2.3. Braillezeile / Notebook mit Braillezeile / Sprachausgabe

Braillezeilen sind Computerausgabegeräte, die an einen Rechner angeschlossen werden, um den Inhalt des Bildschirmes für Blinde lesbar zu übersetzen. Es gibt Braillezeilen, die über 40 oder 80 Braillemodule nebeneinander verfügen. Die Schrift wird nicht auf Papier geprägt, sondern die Punkte werden elektronisch gesteuert, um die Zeichen tastbar zu machen. Bei der ausgegebenen Schrift handelt es sich um Euro-Braille.
Vorteile: Material muss nicht manuell in Blindenschrift übersetzt und ausgedruckt werden, da es bereits in digitalisierter Form auf Festplatte, CD, USB-Stick oder im Internet vorhanden ist. Es besteht kein erhöhter Platzbedarf, der durch die ausgedruckte Punktschrift entsteht, da das Material in digitalisierter Form bleibt. Nicht-sehende und sehende Nutzer*innen können gemeinsam arbeiten. Für die Nutzung in der Schule sind portable Geräte, z. B. Notebook / Laptop mit Braillezeile besonders geeignet. Die Braillezeile sollte immer mit einer Sprachausgabe gekoppelt werden.

2.2.4. Screenreader

Ein Screenreader ist eine Software, die blinden Personen den Zugang zu Computern (Dateien & Internetseiten) ermöglicht. Der Screenreader liest den Bildschirminhalt ein und gibt die Informationen über die Braillezeile und/oder die Sprachausgabe an Nutzer*innen mit Blindheit aus. Screenreader werden von unterschiedlichen Firmen angeboten und sind jeweils mit unterschiedlichen Programmen kompatibel. Nutzer*innen können einstellen welche Inhalte der Screenreader ausgeben soll. Die Navigationsbefehle können über die Tastatur oder über bestimmte Tasten auf der Braillezeile eingegeben werden.
Bei der Computerarbeit mit einem Screenreader ist die umfassende Schulung des Anwenders wichtig. Dies betrifft sowohl die Bedienung des Hilfsmittels als auch der Programme, die genutzt werden sollen.

2.2.5. Scanner mit Texterkennung

Mit einem handelsüblichen Scanner und einer Texterkennungssoftware (OCR) können gedruckte Texte für Nutzer*innen mit Sehbeeinträchtigung oder Blindheit aufbereitet werden. Es gibt unterschiedliche Arten von Software. Entweder selbstsprechende Software, die speziell für die Bedürfnisse nicht-sehender Menschen entwickelt wurde, oder Texterkennungsprogramme, die vielfach auch von sehenden Menschen genutzt werden. Durch das Scannen können Texte in elektronischer Form angeboten werden, die dann über Sprachausgabe, Braillezeile oder in ausgedruckter Form von nicht-sehenden Nutzer*innen gelesen werden können.

2.2.6. PDF barrierefrei

Programme für PDF-Dokumente
Von Jörg Remmert

Für den allgemeinen Datenaustausch im Internet sowie im geschäftlichen Bereich werden heute überwiegend PDF-Dokumente eingesetzt. Diese Dokumente haben den großen Vorteil, dass das vom Verfasser festgelegte Layout auch auf fremden Rechnern und im Druck erhalten bleibt. Für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, die auf einen Screenreader angewiesen sind, sind diese PDF-Dokumente oftmals nicht barrierefrei gestaltet.

PDF-Dokumente hören
Bei den Neuentwicklungen zur PDF-Bearbeitung sticht der "Scansoft PDF-Konverter Professional" von der Firma "Nuance" hervor. Dieses Programm besteht aus "PDF-Create" und "PDF-Converter". Seine besondere Fähigkeit ist, dass es in der Lage sein soll, aus PDF-Dateien hörbare Dokumente zu machen.
(Retina aktuell 1/2007)

Weiterhin können PDF-Dokumente im Acrobat Reader mit Hilfe einer Sprachausgabe akustisch wiedergegeben werden. Mit Hilfe des Programms „MP3myMP3 Recorder 2.0“ kann das PDF-Dokument in eine Audiodatei umgewandelt werden, indem das Programm das Vorgelesene zeitgleich aufnimmt.

Das Programm kann kostenlos unter folgender Adresse herunter geladen werden:
MP3myMP3 Recorder 2.0

2.2.7. Brailledrucker
Um Texte ausdrucken zu können wird ein Brailledrucker und ein Punktschriftprogramm benötigt. Je nach Häufigkeit der Nutzung gibt es unterschiedliche Modelle.
2.2.8. Fuser/Schwellpapier
Das Schwellpapier ist ein Spezialpapier, welches mit einer hitzeempfindlichen Schicht versehenen ist (Mikrokapselpapier). Die darzustellenden Informationen werden mit einem Kopierer, Tintenstrahldrucker oder handschriftlich auf die beschichtete Seite des Papiers aufgebracht. Als Kopierer sind nur Geräte geeignet, die ein sogenanntes kaltes Kopierverfahren verwenden. Andere Geräte könnten beschädigt werden. In einem zweiten Arbeitsschritt werden die kopierten, bedruckten oder beschriebenen Schwellpapierseiten in einem Heizapparat (Fuser) erwärmt. Die Beschichtung quillt dadurch auf. Dabei erhitzen sich zuerst die geschwärzten Bereiche und dehnen sich somit schneller aus. Der Erwärmungsvorgang wird unterbrochen, so dass lediglich die geschwärzten Bereiche tastbar erhaben werden.
2.2.9. Zeichenbretter
Taktile Zeichenplatte mit tastbaren Markierungen zum Erstellen von Zeichnungen auf Kunststofffolie. Die mit einem spitzen Stift gezogenen Linien treten aus der Oberfläche hervor und sind dadurch tastbar.
2.2.10. DAISY-Player

DAISY steht als Abkürzung für Digital Accessible Information System (Digitales System für den Zugang zu Informationen). Hörbücher, die im DAISY-Format vorliegen, können über spezielle, handliche DAISY-Player abgespielt werden. Das DAISY-Format bietet den Vorteil, dass über 40 Stunden gesprochener Text auf einem Medium gespeichert werden können. Die Nutzer*innen können im Text von Überschrift zu Überschrift springen sowie seiten-, absatz- und satzweise navigieren. Diese Player bieten eine Vielzahl an weiteren Funktionen, wie zum Beispiel die Möglichkeit Sprechgeschwindigkeit und Klang zu verändern oder Navigationsmarken zu setzen. In dem Sinne sind DAISY-Bücher interaktiv.

2.2.11. Gallino Zeichenstift

Die Gallino-Zeichenstifte sind speziell für die Hand von Schüler*innen mit Blindheit entwickelt worden. Die Umhüllungen der Stifte sind handelsüblich. Das Innenleben der Zeichenstifte wurde jedoch neu gestaltet. Bei dem Stift mit der dickeren Spitze (Durchmesser 1,5 mm)  handelt es sich um eine besonders geschliffene Kobaltspitze und bei dem Zeichenstift mit der dünnen Spitze (Durchmesser 0,5 mm) um einen besonders gehärteten Stahlstift. Zur Unterscheidung der beiden optisch gleichen Zeichenstifte wurde bei dem Stift mit der dickeren Spitze unterhalb des Clips eine rundlaufende Kerbe eingefräst. Diese Kerbe ist deutlich tastbar. Drückt man den am oberen Ende des Stiftes befindlichen Druckknopf, so rutscht die Zeichenmine aus der Umhüllung nach unten heraus.

3. Informationspools zu Computerhilfsmitteln für Menschen mit Sehbeeinträchtigung

Die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien sind auch für Menschen mit Sehbeeinträchtigung Teil des Alltags geworden. Besonders die Computer und Internetnutzung sind heutzutage auch für Menschen mit Sehbeeinträchtigung fast unumgänglich. Möglich ist die Nutzung dieser verschiedenen modernen Technologien durch spezielle elektronische Hilfsmittel. Besonders im Beruf aber auch in der Schule und im Studium, ist die optimale Ausstattung mit leistungsfähigen Hilfsmitteln und barrierefreier Kommunikationstechnik unerlässlich.

3.1. Informationspool Incobs

Bei INCOBS handelte es sich um einen „Informationspool Computerhilfsmittel“ für Menschen mit Sehbeeinträchtigung. Die Internetplattform informiert anbieterneutral über das Leistungsspektrum elektronischer Hilfen. Darunter fallen z.B. Braillezeilen, Bildschirmlesegeräte, Großbildsysteme, Lesesprechgeräte und Screenreader.
INCOBS beschäftigte sich aber auch mit der Nutzbarkeit moderner Kommunikationstechnologien (z.B. von Diktiergeräten, Mobiltelefonen und Notizgeräten/PDA‘s) für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung. Desweiteren wird die Zugänglichkeit wichtiger Computer - Anwendungsprogramme sowie die Bedienbarkeit und Ergonomie von Hard- und Software getestet.
INCOBS erstellte Marktübersichten, prüft das Leistungsspektrum wichtiger elektronischer Hilfen und stellt Checklisten zur Produktauswahl zur Verfügung. Basis des Informationsangebotes sind umfassende Produkttests, die gemeinsam mit Anwendern und Experten entwickelt werden.

Die Webseite wurde bis Ende 2016 gepflegt, seither kann man die bis dahin gesammelten Informationen aber noch abrufen.

Zu Incobs

3.2. Augenbit

"Augenbit" ist eine Website der AG Informationstechnologie des VBS (Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik). In der umfangreichen Datenbank erhält man Informationen zu Bildschirmvergrößerungssoftware und Sprachausgaben, Braillezeilen und Screenreadern, zum E-Buch-Standard, zur blindenspezifischen Gestaltung von Texten und Abbildungen, zur Arbeit mit interaktiven Whiteboards, zu Lernsoftware, Nachschlagewerken und vielen hilfreichen Themen mehr.

Website Augenbit

3.2.1. Augenbit.augenbit

Weiterentwicklung und Neustrukturierung der "augenbit"-Website. Geboten werden viele hilfreiche Informationen rund um Unterrichtsfächer und das "digitale Einmaleins". Neu sind auch "Erklärvideos" zu bestimmten Themen.

zur neuen Website

3.3. Interessengemeinschaft sehgeschädigter Computerbenutzer - ISCB

Die Interessengemeinschaft sehgeschädigter Computerbenutzer, kurz "ISCB" ist ein gemeinnütziger Selbsthilfeverein von Computernutzer*innen mit Sehbeeinträchtigung. Die Interessemgemeinschaft hat 2012 das 25-jährige Jubiläum gefeiert. Hier wird auch die Zeitschrift "Display online" herausgegeben. Geboten werden Links zu Internetseiten von Computernutzer*innen mit Sehbeeinträchtiung, Hinweise zur Barrierefreiheit im Internet, Hörproben von Vorlese-Stimmen, Testberichte über elektronische Hilfsmittel und vieles mehr.

ISCB

3.4. Tuksub - Technik und Kommunikation für Sehbehinderte und Blinde

Im Blog von TuKSuB, "Technik und Kommunikation für Sehbehinderte und Blinde" finden Sie Anleitungen, Soft- und Hardware-Empfehlungen sowie Erfahrungsberichte darüber, wie Programme oder Geräte durch Nutzer*innen mit Sehbeeinträchtigung zu bedienen sind und wie sich die Geräte einrichten lassen. Podcasts informieren über Apps, deren Bedienung, Neuheiten oder dem Umstieg vom Windows-PC zum Mac.

Webauftritt Tuksub

3.5. BLINDzeln

"BLINDzeln" ist eine Website aus Nürnberg. Sie beinhaltet viele Foren, so zum Beispiel "Barrierefreies Bauen", "Künstlerforum", "Forum für Jugendliche mit Blindheit oder Sehbeeinträchtigung - Blindfisch", "Reisen", "Mode", aber auch "Computer".

Website BLINDzeln

3.6. Webseite von Julian Iriogbe

Beratung, Bedienungshilfen, Apps, PC, iPhone, iPad-Infos, Orientierung und Mobilität, Buchtipps, Downloadmöglichkeiten für Nutzer*innen mit Sehbeeinträchtigung.

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3.7. Audiofaktur

Tipps einer Dortmunder Agentur zu smarter Technik.

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4. Schulungsangebote rund um die Themen Computer und Hilfsmittel für Nutzer:innen mit Sehbeeinträchtigungen

Hier finden Sie Beispiele für Anbieter von kostenpflichtigen Schulungen, die sich rund um die Themen Computer in Verbindung mit blindenspezifischen Hilfsmitteln drehen.

4.1. Apfel-Fleger

Kostenpflichtiges Beratungsangebot für Apple-Nutzer von Jürgen Fleger: Computerwissen für Menschen mit Blindheit.

Zielgruppen:

  • Menschen mit Sehbeeinträchtigung, die bereits mit dem einen oder anderen System arbeiten und entweder künftig auch von den Vorteilen des Systems MAC profitieren möchten oder bereits mit dem MAC arbeiten und Unterstützung in der fortgeschrittenen Anwendung des Systems benötigen.
  • Menschen mit Sehbeeinträchtigung, die erstmals den Einstieg in die Welt der Computer wagen möchten;
  • Blindenvereine, unabhängige Blindenverbände und Weiterbildungseinrichtungen für Menschen mit Blindheit.

Website Apfel-Fleger

4.2. Zum sprechenden Apfel

"Zum sprechenden Apfel" ist ein Webauftritt von Jens Gebel und Veronica Reiff aus Freiburg. Hier erfahren Sie alles über deren Kursangebote rund um Apple-Computer, iPhone und iPad für Nutzer*innen mit Sehbeeinträchtigung.

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